Einleitung
Das Zuchtjahr 2024 begann für mich etwas später als normalerweise. Die erste Brut startete erst Ende des Frühjahrs und nicht wie für gewöhnlich im Februar oder März. Das hat ganz einfach den Grund, dass ich diesen Frühling meine Matura gemacht habe und mich daher voll und ganz auf den Abschluss meiner Diplomarbeit und schließlich auf die mündlichen und schriftlichen Prüfungen konzentrieren wollte. Auch im Herbst musste ich das Zuchtjahr um beinahe zwei Monate kürzen, da ich im Oktober mein Studium begonnen habe und nun nur mehr am Wochenende und in den Ferien Zeit habe mich um meine Zucht zu kümmern. Die letzte Brut fand daher schon Ende des Sommers statt und eine Herbstbrut gab es dieses Jahr leider nicht.
Nichtsdestotrotz bin ich mit den Ergebnissen der Bruten dieses Jahr grundsätzlich zufrieden. Der Nachwuchs der beiden reinerbigen Bruten hat Aufschluss über offene Fragen von letztem Jahr gegeben. Er zeigt mir auch, dass ich mich auf meine eigenen Zuchttiere verlassen kann, auf Zuchttiere von großen, kommerziellen Zuchtbetrieben leider nicht, aber dazu später mehr.
Ein Tiefpunkt dieses Jahr war gewiss meine erste gescheiterte Naturbrut. Nun, die Natur funktioniert leider nicht immer so wie man das gerne möchte, aber manchmal eben doch: Ich durfte mich wenig später über eine zweite, erfolgreiche Naturbrut freuen.
Und schlussendlich laufen jetzt bereits die Vorbereitungen für das nächste Zuchtjahr, auf dass 2025 wieder ein erfolgreiches Jahr mit vielen schönen Momenten bei meinen Wachteln wird!
17. Dezember 2024
Goldsprenkel Dilute – ein Erfolg
Vorgeschichte (von 2020 bis 2023)
Goldsprenkel ist einer der häufigsten Farbschläge bei Legewachteln. Dilute ist ganz einfach ein Gen, welches das Gefieder der Wachteln aufhellt. Hier gibt es verschiedene Gene, beispielsweise ist das Feen-Gen, welches jeglichen Braunton aus dem Gefieder nimmt und Perl- oder Falbfeen („Schneewachteln“) erzeugt, auch ein Dilute-Gen. Der Farbschlag, den ich züchte, hat ein Gen, welches ein cremefarbenes Gefieder erzeugt. Als ich vor fünf Jahren durch Zufall meine erste Wachtel dieses Farbschlages ausbrütete, nannte ich sie cremefarbene Wachteln, bis ich schließlich durch gewisse Verpaarungen herausfand, dass es sich wohl um ein Dilute-Gen handelt.
Die letzten Jahre habe ich oft gewöhnliche Goldsprenkel auf anderen Zuchten eingekreuzt, um Inzucht zu vermeiden. Außerdem hatte ich zu Beginn einige Rotköpfe in meinem Bestand, wodurch auch Rotkopf-Dilute immer wieder viel. Dadurch sind bei den Bruten meist sehr unterschiedliche Farbabstufungen bei den Dilute-Tieren und auch unterschiedliche Farbschläge gefallen. Daher habe ich mich seit 2023 hauptsächlich darauf fokussiert, eine reinerbige Linie Goldsprenkel-Dilute zu erschaffen.
Erst letztes Jahr hatte ich das Glück aus einer bunten Gruppe einer Hobbyzucht drei wunderschöne Dilute-Hennen kaufen zu können. Schließlich hatte ich den Genpool und die Anzahl meiner Goldsprenkel Dilute Tiere also soweit erweitert, dass ich dieses Jahr reine Dilute-Zuchtgruppen zusammenstellen konnte.
Zuchtziel
Dieses Jahr habe ich mich auf diese zwei Hauptaspekte fokussiert:
- Einheitliche cremefarbene Färbung, keine dunklen Einlagerungen (vor allem im Rückenbereich) und nicht zu hell (weißlich)
- Charakterlich ruhige Tiere
Die Zuchtgruppe setzte sich wie folgt zusammen:
1.0 Goldsprenkel-Dilute (2022)
0.3 Goldsprenkel-Dilute (2023)
Der Hahn ist aus eigener Zucht und im Gegensatz zu den meisten anderen Hähnen welche 2022 und 2023 gefallen sind, sehr schön einheitlich gefärbt. Seinen Charakter kann man als neugierig und ruhig beschreiben, mit anderen Hähnen auch durchaus umgänglich (2023 wurde er nicht zur Zucht eingesetzt und hat das Jahr gemeinsam mit ein bis zwei anderen Hähnen in meiner Außenvoliere ohne Streit verbracht).
Die Hennen stammen aus einer Hobbyzucht in Oberösterreich. Sie sind wohl in einer bunten Gruppe gefallen, da der Züchter keine reinerbigen Dilute-Tiere hält. Ich war daher erst skeptisch, ob diese Brut nicht wieder bunt gewürfelte Wachteln hervorbringen würde. Überzeugt hat mich aber schließlich der Charakter dieser drei Hennen. Sie stammen zwar aus keiner schlechten Haltung, aber aus einer sehr Großen. Daher ist ihr ruhiges, zutrauliches Wesen trotz fehlender intensiver Beschäftigung mit den Hennen, sehr beachtlich und auch was ich mir für meine Zuchttiere wünsche.
Nachzucht
Die Nachzucht war charakterlich ein voller Erfolg. Sowohl Hähne, als auch Hennen waren ohne mühsames „Zahmmachen“ sehr ruhig und mehr oder weniger zutraulich. Mit den Farben war ich auch sehr zufrieden und es sind nur wenige Goldsprenkeltiere gefallen. Das lässt sich bei einem Dilute-Farbschlag aber auch nicht ganz verhindern, somit sehe ich kein Problem darin.
Der einzige Nachteil ist das Gewicht der Tiere. Bis jetzt waren alle meine Goldsprenkel-Dilute Tiere eindeutig von der schweren Linie. Das ist zwar auch ein Vorteil, da der Großteil der Hahnennachzucht geschlachtet wird, aber für die Zuchttiere ein Nachteil. Durch ihr hohes Gewicht können sie im Alter leichter Gesundheitsprobleme bekommen, wie z.B. Gelenksschmerzen in den Beinen. Trotz Einkreuzung von leichteren Goldsprenkelhähnen in den letzten Jahren, ist der Großteil der Nachzucht immer noch, für meinen Geschmack, zu schwer.
Eine andere interessante Beobachtung ist allerdings, dass wenn leichtere Dilutetiere fallen diese eher andere Grundfarbschläge haben und charakterlich nicht vergleichbar mit den schweren Goldsprenkel-Dilute sind. Das war bei dieser Verpaarung aber zum Glück nicht der Fall, da es eine farbreine Zuchtgruppe war.
Rot/Tenebrosus dilute
Vorgeschichte
Während der letzten Jahre habe ich viele Verpaarungen mit den Dilute-Tieren durchgeführt, um schließlich herauszufinden, dass es sich überhaupt um ein Dilute-Gen handelt. 2023 wollte ich versuchen das Dilute-Gen auch auf den roten Farbschlag zu übertragen. Das würde meine Theorie eines Dilute-Gens bestätigen, da es sich auf jeden Farbschlag legen sollte.
Also habe ich im Internet Bruteier von roten Wachteln bestellt (Vogelsberger Wachtelzucht) und ausgebrütet. Beim Schlupf tauchte schon das erste Problem auf: Nur ca. die Hälfte der Kücken war wirklich vom Farbschlag rot, die anderen waren wohl silber/blau und auch tenebrosus. Nun gut, kann man nicht ändern. Ich habe also gelernt keine Bruteier mehr von großen Anbietern zu kaufen und habe einfach gehofft, dass nur ein Fehler beim Sortieren und Versenden passiert ist und meine roten Wachteln auch wirklich reinerbig rot sind.
Nach zwei Verpaarungen mit Goldsprenkel-Dilute stellte sich heraus, dass die roten Wachteln wohl nur Mischlinge waren. Es schlüpften so viele unterschiedliche Farben, dass man meinen könnte ich habe nur Mischbruten gemacht. Aber zumindest ein positiver Aspekt: Es sind auch Dilute-Tiere gefallen. Nur da die unterliegenden Farbschläge bunt gemischt waren, war es sehr schwer zu sagen was für Dilute-Tiere ich nun wirklich habe. Ich war schließlich relativ sicher zumindest einige wenige Rot-dilute Wachteln zu haben und (unfreiwilligerweise) auch Tenebrosus-dilute. Diese waren durchaus sehr hübsch, aber da die Rot-dilute Wachteln schon ein Chaos waren, habe ich beschlossen die Tenebrosus-dilute Tiere zu verkaufen und das in ein paar Jahren mit reinerbigen Tieren nochmal zu versuchen.
Sobald die Tiere ausgewachsen waren, stand die nächste Katastrophe an: Die Rot-Dilute Hähne (die eigentlich Zuchthähne sein hätten sollen) waren derart aggressiv, dass eine Haltung unmöglich war. Selbst in einer ganz gewöhnlichen Gruppe, haben sie die Hennen derart angegriffen, dass ich einige hatte, die beinahe skalpiert waren und eine ist fast gestorben. Das Komische war aber, dass sie nicht langsam aggressiver wurden, sondern das wirklich von heute auf morgen passiert ist. Drei Hähne hätten insgesamt zur Zucht eingesetzt werden sollen, einen habe ich behalten und die anderen haben zwei Bekannte bekommen. Bis zu einem Alter von ca. 8 Wochen waren sie also komplett verhaltensunauffällig, sodass ich die zwei eben sogar schon verkauft hatte. Und dann innerhalb von einer Nacht hat mein „Zuchthahn“ seine Hennen so stark attackiert, dass ich in der Früh gerade noch rechtzeitig im Stall war, um sie zu rette. Innerhalb der nächsten Wochen habe ich dann von meinen Bekannten gehört, dass es bei ihnen ähnlich war – alle Hähne sind also in den Topf gewandert.
Ab diesem Punkt hätte ich eigentlich aufgeben, mir gescheite rote Zuchtwachteln besorgen und von vorne anfangen können. Aber da diese Bruten doch ein ganzes Zuchtjahr in Anspruch genommen hatten und die Hennen auch wirklich sehr schöne Farben hatten, habe ich mich entschieden noch einen Versuch zu starten. Möglicherweise lässt sich die Zuchtlinie ja retten, wenn ich nur die Hennen einsetzte, habe ich mir gedacht.
Zuchtziel
Die Ausgangstiere dieses Jahr waren also eine Handvoll unterschiedlicher Rot-dilute Hennen (getupft, ohne Scheckung, unterschiedlich helles/dunkles Gefieder) mit nicht sehr tollem Charakter. Sie waren alle sehr nervös, aber zumindest keine Spur aggressiv.
Ein ruhiger Charakter macht die Haltung und Zucht um einiges leichter, daher wollte ich mich zuerst darauf konzentrieren und danach eine farbenreine Linie erzüchten.
Ziel: Verbesserung des Charakters
Daher habe ich meinen ruhigen Goldsprenkel-dilute Zuchthahn eingesetzt, den ich auch in meiner Goldsprenkel-dilute Zuchtgruppe verwendet hatte.
Probleme der Nachzucht
Nun wie der Titel schon verrät, die Nachzucht war wieder nicht das Gelbe vom Ei. Die Farben waren wieder sehr bunt gewürfelt, die Hennen extrem scheu und einige Hähne haben meine Befürchtung bestätigt: Die Aggressivität ist wohl irgendwie vererbbar.
Verglichen mit der Goldsprenkel-dilute Nachzucht, war die Aufzucht bei beiden dieselbe. Dennoch waren die Goldprenkel-dilute Tiere alle sehr ruhig und die Rot-dilute nervös und ängstlich. Die Verkreuzung mit einem ruhigen Hahn hatte also anscheinend keinen Effekt.
Nach dieser Brut war mir klar: Diese Linie weiterführen hat wohl keinen Sinn. Die Nervosität der Hennen wäre zwar vielleicht in einigen Generationen behebbar, aber die aggressiven Hähne könnte ich den Hennen gegenüber niemals verantworten.
Insgesamt habe ich keine Hähne behalten und beschlossen die letzten Hennen entweder zu verkaufen (für Hobbyhalter, die Eier möchten und keine zutraulichen Haustiere wären sie ja durchaus geeignet) oder zu schlachten.
Ein bisschen ärgert es mich schon, dass aus dieser Linie nichts geworden ist, vor allem weil ich doch viel Arbeit und Zeit reingesteckt hatte und die Farben wirklich schön waren. 2025 werde ich mich jetzt voll und ganz auf meine Goldsprenkel-dilute kümmern und vielleicht von neuem mit anderen Dilute-Farbschlägen beginnen. Ich denke da allerdings eher an Rotkopf-dilute, da ich schon einzelne Tiere mit super Charakter die letzen Jahre hatte, aber keien Ressourcen diesen Farbschlag weiter zu verfolgen. Rot-dilute wird wohl noch ein, zwei Jahre warten müssen bis ich einen neuen Versuch mit besseren Ausgangstieren starte 🙂
Schlusswort
Alles in allem bin ich doch zufrieden mit diesem Zuchtjahr. Meine Goldsprenkel-dilute Nachzucht war wunderbar und obwohl ich die Rot-dilute Linie aufgeben musste, habe ich doch einiges von ihr gelernt. Jetzt freue ich mich schon sehr auf das Zuchtjahr 2025 und bin sehr gespannt, was es bringen wird.